Samstag, 27. Juni 2015

better informed understanding

Fr. Z zitiert zum Urteil des Supreme Court der USA aus dem Minderheitenvotum, dass die Verfassung den Begriff „liberty“ (der zur Begründung der Anerkennungspflicht gleichgeschlechtlicher „Ehen“ für US-Staaten herangezogen wurde) anders meint als ihn die Mehrheit des Gerichtshof jetzt im Rahmen eines „better informed understanding“ verwendet.

Die Verfassung wird nicht formal geändert, aber die Wörter bedeuten jetzt etwas anderes.
Erinnert mich irgendwie fatal an die „Lehre wird nicht geändert, nur die Pastoral“.

Den Gesang über den bevorstehenden Untergang des Abendlandes, der aus dem Verlust klaren Denkens, das auf Anwendung von Logik auf wohldefinierte Begriffe beruht, unweigerlich folgen muss, spar ich mir diesmal, denn erstens weiß ich nicht, was die göttliche Vorsehung noch in petto hat, und zweitens müssen wir am Ende sowieso alle sterben.
Schon seltsam, dass das das Positivste ist, was ich gerade zur Lage der Welt sagen kann.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Mit den Wölfen heulen

Habe mich mühsam durch das Arbeitswerkzeug zur nächsten Synode gekämpft, bis ich in Absatz 48 (Die missionarische Dimension der Familie als Hauskirche) stecken blieb.

Da heißt es zunächst sehr löblich im Anschluss an das Konzil
Um die den Familien anvertraute Rolle in der Mission zu vertiefen, ist es dringend notwendig, dass die christlichen Familien den Anruf, das Evangelium mit ihrem Leben, ohne zu verstecken was sie glauben, zu bezeugen, wiederentdecken.
Nur leider wird das dann folgendermaßen konkretisiert
Daher sollen die Familien durch pastorale Aktionen gefördert werden, verschiedene Formen des Zeugnisses zu geben, nämlich: Solidarität mit den Armen, Öffnung auf die Vielfalt der Menschen, Bewahrung der Schöpfung, Verpflichtung zur Förderung des Gemeinwohls auf dem Gebiet, in dem sie leben.
Na, so wird das was mit der Neuevangelisierung: von Solidarität mit den Armen redet hierzulande jeder, von den Linksgrünen über die CSU bis sogar zu Pegida, die Vielfalt ist stets in aller Munde, Umweltschutz ist inzwischen ein politischer Gemeinplatz - und wer wird schon gegen das Gemeinwohl sein?!

Jetzt sagen wir also: das was alle tun, tun wir auch und nennen es Evangelisierung.

An dieser Stelle scheint mir die weitere Lektüre entbehrlich – denn solche Überlegungen kann ich jeden Tag in der Zeitung lesen.

Freitag, 12. Juni 2015

Mirari vos

Ihr wundert euch (wahrscheinlich nicht zu sehr), dass die von einigen als „heiße Eisen“ bezeichneten Alten Hüte (von der Art „Wir sind keine Filialen von Rom. Jede Bischofskonferenz ist für die Pastoral in ihrem Kulturkreis zuständig und hat das Evangelium in ureigener Aufgabe selber zu verkünden. Wir können nicht warten, bis eine Synode sagt, wie wir hier Ehe- und Familienpastoral zu gestalten haben.“) angemessen durch die erste Enzyklika des Papst Gregor XVI., Mirari vos von 1832, beantwortet werden [mit vielen Auslassungen zitiert]:
Schlimm ist die Zeit für den Glauben. Um die Wahrheit sagen zu dürfen, jetzt ist die Stunde für die Mächte der Finsternis, welche die Kinder der Auserwählung sieben wie den Weizen.
Ehrwürdige Brüder, Wir sprechen von Dingen, die Ihr mit eigenen Augen sehen könnt und die wir gemeinsam beweinen. Die wahre Lehre wird in eine andere Richtung gelenkt und Irrtümern aller Art der Vorzug gegeben. Nichts ist vor der Frechheit dieser Leute sicher, deren Mund nur Unrecht spricht. Weder vor den Gesetzen über heilige Dinge, Einrichtungen oder heiligsten Geboten aus alter Zeit machen sie halt.
Liege es in weiter Ferne, Ehrwürdige Brüder, daß die Hirten ihre Aufgabe vernachlässigen, furchtsam ihre Schafe verlassen oder müßig und mutlos leben, ohne sich um die Herde zu kümmern. Erfüllt Eure Aufgabe vor allem nach der Pflicht Eures Amtes, indem Ihr auf die Lehre achtet. Erwägt in Eurem Sinn, daß durch jede Neuerung die gesamte Kirche getroffen wird. Mit frecher Kühnheit wagen es einige, die Rechte des Heiligen Stuhles zu bestreiten, oder die Verbindung der Kirchen mit ihm zu lockern, die sich darauf stützen und von welcher sie leben. Um diese Gesinnung derjenigen zu brechen, müßt Ihr auf das höchste bestrebt sein, dem Heiligen Stuhl Eure Treue und aufrichtige Verehrung einzuflößen. Beruft Euch dabei auf den heiligen Cyprian, der sagt: Zu Unrecht glaubt in der Kirche zu sein, wer den Stuhl des heiligen Petrus verläßt, auf den die Kirche gebaut ist. Die Pflicht jedes einzelnen Bischofs besteht darin, dem Stuhl Petri die größte Treue zu erweisen, das anvertraute Glaubensgut heilig und mit Gottesfurcht zu bewahren, und ihren Teil der Herde Gottes zu hüten.

Es wäre also Unrecht und mit jener Ehrfurcht, mit welcher die Gesetze der Kirche aufzunehmen sind, unvereinbar, wenn jemand in verächtlicher Eigenmächtigkeit die kirchliche Ordnung ablehnend beurteilen wollte, in der die Spendung der Sakramente, das Sittengesetz, die Ordnung des Kirchenrechtes enthalten sind. Deshalb wäre es völlig widersinnig und für die Kirche höchst beleidigend, von einer Erneuerung und Widerbelebung zu sprechen, die notwendig wäre, um ihren Bestand und ihr Wachstum zu sichern, als ob man glauben würde, sie sei dem Untergang, der Verdunkelung oder anderen Mängeln dieser Art ausgesetzt. Die Erneuerer legen mit solchen Bestrebungen die Grundlagen zu neuen, rein menschlichen Einrichtungen und versuchen zu erreichen, was Cyprian immer verabscheut hat, und zwar die Kirche, die eine göttliche Angelegenheit ist, zu einer menschlichen Sache werden zu lassen.

Die christliche Ehe, die der heilige Paulus ein großes Geheimnis im Hinblick auf Christus und die Kirche genannt hat, verlangt eindringlich nach unserer gemeinsamen Bemühung, damit nicht etwa gegen ihre Heiligkeit und das unauflösliche Band falsches gedacht oder zu unternehmen versucht wird. Mit besonderem Nachdruck hatte dies bereits Unser Vorgänger seligen Andenkens, Pius VIII., in seinem Apostolischen Schreiben empfohlen. Immer noch erheben sich dagegen feindliche Bestrebungen. Deshalb sind die Völker mit großem Eifer darüber zu belehren, daß die einmal gültig geschlossene Ehe nicht mehr aufgelöst werden kann, und Gott den durch das Eheband Verbundenen eine immerwährende Lebensgemeinschaft vorgeschrieben hat, deren heiliger Lebensbund nur durch den Tod gelöst wird.
Gehen wir zu einer weiteren schwerwiegenden Ursache von Übeln, unter denen die Kirche zu Unserem Leidwesen gegenwärtig so schwer leidet – der Gleichgültigkeit in Glaubenssachen, auch Indifferentismus genannt. Das ist jene verkehrte Meinung, die sich durch die Bosheit ruchloser Menschen überall verbreitet. Aus dieser modrigen Quelle der Gleichgültigkeit, die den Glauben betrifft, fließt jene törichte und falsche Ansicht, die man besser als Wahnsinn bezeichnet, für jeden die Gewissensfreiheit zu fordern und zu verteidigen. Der Wegbereiter für diesen überaus verderblichen Irrtum ist diese vollkommen übermäßige Meinungsfreiheit, die auf weiten Gebieten zum Verderben der Kirche und des Staates verbreitet ist. Einige behaupten hierbei mit großer Unverschämtheit, daß sich daraus Vorteile für die Religion ergeben. Der heilige Augustinus sagt dagegen, was ist tödlicher für die Seele, als die Freiheit des Irrtums!