Freitag, 10. Oktober 2014

Nur für Vollkommene?

Manchen Fragen kann man sich mit unterschiedlicher Sachlichkeit nähern, wie z.B. in diesem Video Bischof Koch ab 3:00 und Bischof Bode ab 4:30 demonstrieren.

Koch:
Der Grundstreit ist die Frage, ob die Eucharistie ein Mahl auch ist für die Gebrochenen, die sogar in sakramentalen Bruch stehen und etwas mit Vergebung/Versöhnung zu tun hat, oder ob sie vor allen Dingen ein Zeichen oder Ausdruck ist der Gemeinschaft derer, die ganz zu Christus gehören und diese Brüche nicht haben.
Bode formuliert weniger als Frage denn als Warnung vor der Fortführung der bisherigen Praxis:
Dann würden wir die Kommunion zu einer Belohnung für die Vollkommenen machen und nicht mehr zu einem Heilmittel für diejenigen, die auch Hilfe und Heilung brauchen.
Eines der Ärgernisse, über die ich nicht hinwegkomme, ist die geringe geistige Trennschärfe, mit der von gewisser Seite ein Popanz („Belohnung für die Vollkommenen“) aufgebaut wird, der mit der Lehre der Kirche nichts zu tun hat, und wie dann durch Gegenüberstellung ein Gegensatz konstruiert wird, der einer Auflösung bedürfe. Ich zweifle dann, ob die Lehre nicht besser bekannt ist, nicht verstanden wird, oder ob wider besseres Wissen Politik gemacht wird.

Natürlich ist die Eucharistie keine „Belohnung für Vollkommene“, schon allein deshalb, weil es davon wenig gibt. Natürlich ist sie ein Heilmittel – und die Wirkungsweise des Heilmittels ist (Vorsicht Unworte!):
Die tägliche Umkehr und Buße finden ihre Quelle und Nahrung in der Eucharistie, denn in ihr wird das Opfer Christi gegenwärtig, das uns mit Gott versöhnt hat. Durch sie wird genährt und gestärkt, wer aus dem Leben Christi lebt. Sie ist das „Gegenmittel, durch das wir von der täglichen Schuld befreit und vor Todsünden bewahrt werden sollen“. (KKK 1436)
Das Heilmittel ist nötig, denn
Das Streben nach Umkehr ist nicht nur eine Tat des Menschen. Sie ist die Regung eines„zerknirschten... Herzens“, das durch die Gnade dazu gebracht und bewegt wird, der barmherzigen Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat, zu entsprechen. (KKK 1428)
Die Umkehr ist zunächst Werk der Gnade Gottes, der unsere Herzen zu sich heimkehren läßt: „Kehre uns, Herr, dir zu, dann können wir uns zu dir bekehren“ (Klgl 5,21). Gott gibt uns die Kraft zu einem Neubeginn. Wenn unser Herz die Größe und Liebe Gottes entdeckt, wird es von Abscheu vor der Sünde und von ihrer Last erschüttert. Es beginnt davor zurück zu schrecken, Gott durch die Sünde zu beleidigen und so von ihm getrennt zu werden. Das Menschenherz bekehrt sich, wenn es auf den schaut, den unsere Sünden durchbohrt haben. (KKK 1432)
Das Ergebnis des Heilmittels aber ist:
Innere Buße ist radikale Neuausrichtung des ganzen Lebens, Rückkehr, Umkehr zu Gott aus ganzem Herzen, Verzicht auf Sünde, Abwendung vom Bösen, verbunden mit einer Abneigung gegen die bösen Taten, die wir begangen haben. Gleichzeitig bringt sie das Verlangen und den Entschluß mit sich, das Leben zu ändern, sowie die Hoffnung auf das göttliche Erbarmen und das Vertrauen auf seine Gnadenhilfe. (KKK1431)
Jetzt sieht aber die „Gesundheit“, die das Heilmittel bringt, genau wie das aus, was jene gemeinten „Gebrochenen“ „die Hilfe und Heilung brauchen“ eben nicht möchten.

Während die zur Heilung „der täglichen Sünden“ nötige Buße durch das Heilmittel gestärkt wird, ist das Heilmittel in anderen Fällen nicht induziert:
Um dieser Einladung [der dringlichen Einladung des Herrn, ihn im Sakrament der Eucharistie zu empfangen] zu entsprechen, müssen wir uns auf diesen so hohen, so heiligen Moment vorbereiten. Der heilige Paulus fordert zu einer Gewissenserforschung auf: „Wer unwürdig von dem Brot ißt und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu bedenken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt“ (1 Kor11, 27–29). Wer sich einer schweren Sünde bewußt ist, muß das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt. (KKK 1385)
Hier ist also zunächst das schon zitierte Heilmittel anzuwenden:
Das Menschenherz bekehrt sich, wenn es auf den schaut, den unsere Sünden durchbohrt haben. (KKK 1432)
Diese Umkehr des Herzens ist von heilsamem Schmerz und heilender Traurigkeit begleitet, die die Kirchenväter „animi cruciatus“[Seelenschmerz], „compunctio cordis“ [Herzensreue] nannten. (KKK 1431).
Es ist menschlich irgendwo ein Stück weit verständlich, wenn einige Hirten den Gebrochenen Schmerz ersparen wollen, aber gerade dieser Schmerz ist „heilsam“ und „heilend“.

Die „Gebrochenen“ statt dessen anzuhalten, sich das Gericht zu essen, ist wie die "Heilung" von Kopfschmerzen, indem man dem Betroffenen feste auf den Fuß tritt.

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